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Werkbesprechungen

 

Johann Michael Haydn
1737-1806

Missa Sancti Hieronymi

J.M.Haydn, der jüngere Bruder von Joseph Haydn,  trat 1763 als „Hofmusicus und Concertmeister“ in die Dienste seines Förderers, des Erzbischofs von Salzburg, Sigismund Graf Schrattenbach. Nach dessen Tod 1771 fiel die Wahl auf Hieronymus Graf Collorado. Die erzbischöflichen Musiker, unter ihnen auch Wolfgang Amadeus Mozart, waren enttäuscht und suchten sich neue Arbeitsplätze.  J.Michael Haydn versuchte wohl mit Absicht die Gunst seines Dienstherrn auf sich zu lenken.

Mit seiner Missa „Sancti Hieronymi“, die dem Namenspatron des Erzbischofs gewidmet war, erfüllte er auch alle Wünsche des Fürsten hinsichtlich einer „geziemenden“ Kirchenmusik.

 

Die Missa „Sancti Hieronymi“ wurde 1777 zu Allerheiligen im Salzburger Dom uraufgeführt.

Leopold Mozart war bei dieser Aufführung dabei und schildert in einem Brief an seinen Sohn dieses Ereignis:

 

Diesen Augenblick komme ich aus dem Amt vom Dom, es wurde die Hautb: Messe vom Haydn gemacht, er tacktierte sie selbst……Mir gefiel alles außerordentlich wohl, weil 6 Oboisten, 3 Contrabäs, 2 Fagötte, und der Castrat ….. dabey waren……., was mir sonderheit: gefiehl war, daß die Oboen und Fagötte der Menschenstimme sehr nahe kommen, die Tutti eine pure recht stark besetzte Vokalmusik zu seyn schiene, indem die Sopran und Altstimmen, durch die Oboen und die AltPosaunen versterkt, der Menge der Tenor und Baß=stimmen, das rechte Gleichgewicht hielten, und das pieno so mayestätisch war, daß ich die Oboe Solos ganz gerne hergeschenkt hätte. Die ganze Historie dauerte 5 viertel Stunde, und mir war es zu kurz, dann es war wirk: trefflich geschrieben. Es geht alles natürlich fort, die Fugen, sonderheitl das Et vitam etc. im Credo und das Dona nobis… sind meisterlich durchgearbeitet, die themata natürlich, und keine übertriebene modulation oder gar zu gähe Ausweichung ausgebracht….

Sollte ich diese Messe, über Kurz oder Lange bekommen können, so schicke ich dir solche gewiß. noch muß anmerken, dass der Brunetti beym Ferlendis und der Wenzl Sadlo bey den Fagotisten, der Hofeneder aber bey den anderen Oboisten rückwerts stunden, immer auf den Haydn sahen, und ihnen den tact auf die achsel schlug: sonst würde es manchmal, sonderheit in Fugen und bey lauffenden Baß=obligationen artig untereinander gegangen seyn.

 

Leopold Mozart war gewiss einer der äußerst versierten Musikkenner seiner Zeit, und sein Urteil über Haydns Missa Sancti Hieronymi scheint in jedem Wort frei von Irrtümern oder Übertreibungen zu sein. Das Werk ist, ganz einfach, „meisterhaft“.

Laut dem oben zitierten Brief sollte ein Orchester mit zwei Solo-Oboen, vier Ripieno-Oboen (sechs, wenn die Solisten pausieren), 2 Fagotte, drei Posaunen, und Orgel Continuo mit drei Kontrabässen verwendet werden.