Werkbesprechungen |
Johann
Michael Haydn Missa
Sancti Hieronymi
J.M.Haydn, der
jüngere Bruder von Joseph Haydn, trat
1763 als „Hofmusicus und Concertmeister“ in die Dienste
seines Förderers, des Erzbischofs von Salzburg, Sigismund
Graf Schrattenbach. Nach dessen Tod 1771 fiel die Wahl auf Hieronymus
Graf Collorado. Die erzbischöflichen Musiker, unter ihnen
auch Wolfgang Amadeus Mozart, waren enttäuscht und suchten
sich neue Arbeitsplätze. J.Michael
Haydn versuchte wohl mit Absicht die Gunst seines Dienstherrn
auf sich zu lenken.
Mit seiner Missa „Sancti
Hieronymi“, die dem Namenspatron des Erzbischofs gewidmet
war, erfüllte er auch alle Wünsche des Fürsten
hinsichtlich einer „geziemenden“ Kirchenmusik.
Die Missa „Sancti
Hieronymi“ wurde 1777 zu Allerheiligen im Salzburger Dom
uraufgeführt.
Leopold Mozart
war bei dieser Aufführung dabei und schildert in einem Brief
an seinen Sohn dieses Ereignis:
Diesen
Augenblick komme ich aus dem Amt vom Dom, es wurde die Hautb:
Messe vom Haydn gemacht, er tacktierte sie selbst……Mir
gefiel alles außerordentlich wohl, weil 6 Oboisten, 3
Contrabäs, 2 Fagötte, und der Castrat …..
dabey waren……., was mir sonderheit: gefiehl war,
daß die Oboen und Fagötte der Menschenstimme sehr
nahe kommen, die Tutti eine pure recht stark besetzte Vokalmusik
zu seyn schiene, indem die Sopran und Altstimmen, durch die
Oboen und die AltPosaunen versterkt, der Menge der Tenor und
Baß=stimmen, das rechte Gleichgewicht hielten, und das
pieno so mayestätisch war, daß ich die Oboe Solos
ganz gerne hergeschenkt hätte. Die ganze Historie dauerte
5 viertel Stunde, und mir war es zu kurz, dann es war wirk:
trefflich geschrieben. Es geht alles natürlich fort, die
Fugen, sonderheitl das Et vitam etc. im Credo und das Dona
nobis… sind meisterlich durchgearbeitet, die themata
natürlich, und keine übertriebene modulation oder
gar zu gähe Ausweichung ausgebracht….
Sollte
ich diese Messe, über Kurz oder Lange bekommen können,
so schicke ich dir solche gewiß. noch muß anmerken,
dass der Brunetti beym Ferlendis und der Wenzl Sadlo bey den
Fagotisten, der Hofeneder aber bey den anderen Oboisten rückwerts
stunden, immer auf den Haydn sahen, und ihnen den tact auf
die achsel schlug: sonst würde es manchmal, sonderheit
in Fugen und bey lauffenden Baß=obligationen artig untereinander
gegangen seyn.
Leopold Mozart
war gewiss einer der äußerst versierten Musikkenner
seiner Zeit, und sein Urteil über Haydns Missa Sancti Hieronymi
scheint in jedem Wort frei von Irrtümern oder Übertreibungen
zu sein. Das Werk ist, ganz einfach, „meisterhaft“.
Laut dem oben
zitierten Brief sollte ein Orchester mit zwei Solo-Oboen, vier
Ripieno-Oboen (sechs, wenn die Solisten pausieren), 2 Fagotte,
drei Posaunen, und Orgel Continuo mit drei Kontrabässen
verwendet werden.
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